Bad Oldesloe – Vorsicht vor Kanalratten

 

Hier und da versuchen reisende Firmen, dies auszunutzen. Etwa nach dem Prinzip, die Dichtheitsprüfung per Kameraaufnahme günstig anzubieten, um dann die zuvor niedrig geschätzten Reparaturkosten in die Höhe zu treiben. Solche Betriebe sollen oft nicht einmal nach der vorgeschrieben Norm arbeiten. Bloß nicht von dubiosen Firmen, die durch die Lande ziehen, ins Bockshorn jagen lassen, bittet Peter Lengfeld, Vorsteher des Amtes Bad Oldesloe-Land. Das Amt arbeite daran, eine günstige Lösung anzubieten. Nach den Worten von Amts-Sachbearbeiter Ralf Maltzahn wird auch auf Gemeindetags-Ebene ein praktikabler Weg gesucht. Den sieht die Stadt Bargteheide darin, angrenzende Privatrohre mit untersuchen zu lassen, wenn die Kanäle der Kommune gefilmt werden. Letzteres muss überall bis 2012 geschehen. So könne die Stadt als Großkunde für ihre Bürger einen günstigeren Preis aushandeln. Das Amt Bad Oldesloe-Land hat seine Idee, die Arbeiten am privaten Netz grundsätzlich von den Gemeinden erledigen zu lassen und über die Abwassergebühr abzurechnen, wieder verworfen. Die gesetzlichen Grundlagen fehlen, so Maltzahns Einschätzung. Vorstellen könnte er sich das in den vor kurzem herausgegebenen Handlungsempfehlungen des Umweltministeriums aufgelistete Koordinierungsmodell. Dabei koordinieren die Kommunen die Firmeneinsätze nach Zustimmung der Grundeigentümer. Die eventuelle Sanierung bleibt in der alleinigen Verantwortung der Privatleute.

Bereits im Jahr 2007 hatten die Oldesloer Stadtwerke Grundeigentümern einen ähnlichen Service angeboten. Die Stadt baute die Hamburger Straße aus, und um die Baustellenzeit für eventuelle Reparaturen nutzen zu können, ließen die Stadtwerke das öffentliche Kanalnetz filmen. Aber nur wenige Anlieger wollten die Fachfirma gleich mitbuchen, erinnert sich Werksleiter Jürgen Fahl. Außerdem gingen Nachfragen oder Beschwerden, die der Firma galten, bei den Stadtwerken ein. Der städtische Eigenbetrieb tritt seitdem nicht mehr als Vermittler auf. Ohnehin sei es nicht gelungen, für die Bürger einen Pauschalpreis, zum Beispiel 300 Euro, auszuhandeln, erläutert Fahl. Die Bedingungen auf den Grundstücken seien zu unterschiedlich. Der Werksleiter rät Nachbarn, sich für die Verfilmung zusammenzutun. Dann kämen Aufträge für einen Tag zusammen und nicht jeder müsse die Anfahrt bezahlen. Er warnt aber davor, zu lang zu warten. Allein in Bad Oldesloe gehe es um 5500 Grundstücke. Wenn das Gros der Besitzer bis 2015 warte, gebe es eine Flut von Auftraggebern. Dann lassen sich keine guten Preise erzielen. Wichtig sei, Firmen mit Gütesiegel zu beauftragen. Im Süden Stormarns (wo im großen Wasserschutzgebiet Glinde schon 2009 als Fertigstellungstermin gilt) sollen Hamburger Firmen ohne Zertifizierung für Dichtheitsprüfungen Hausbesitzer zur Auftragserteilung überredet haben.

In Stormarn sind bei der Polizei bisher keine Betrugs-Anzeigen eingegangen, sagt Sprecherin Sonja Kurz. Auch der Kreishandwerker-schaft liegen keine Beschwerden über unseriöse Praktiken vor. Geschäftsführer Adelbert Fritz rät grundsätzlich von Haustürgeschäften ab. Vor einer Unterschrift solle geprüft werden, ob die Firma der Kreishandwerkerschaft (Tel. 04531/809 00) oder der Handwerks-kammer Lübeck (0451/150 06) bekannt sei. So lassen sich schwarze Schafe herausfiltern, betont Fritz.

Auch die Stadt Reinfeld warnt vor Haustürgeschäften mit Abzocker-Firmen und rät zu Gemeinschaftsaufträgen von Nachbarn. Die Stadtwerke haben Fachbetriebe befragt und nennen für die Filmarbeiten 30 Euro Inklusiv-Preis pro Meter Rohr als Richtwert. In Nordstormarn kann sich der stellvertretende Verwaltungsleiter Hans-Hermann Stubbe vorstellen, dass amtsweit der günstigste Bieter ermittelt wird. Der Vertrag selbst wäre dann aber Privatsache.

Notiz: Quelle: in-online
Von Brigitte Judex-Wenzel

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