Zehn Millionen Energieverschwender
Zufriedene Sanierer, Wissenslücken in der Gesellschaft
Eine entscheidende Erkenntnis aus unserer Umfrage war das Informationsdilemma bei den Menschen, sagt Dr. Wolfgang Setzler, Geschäftsführer des Fachverbandes WDV-Systeme. Einerseits fühlten sich über 60 Prozent der Befragten zum Thema Energieeffizienz gut und sehr gut informiert. Auf der anderen Seite unterschätzten jedoch auch 60 Prozent die Einsparpotenziale beispielsweise von Wärmedämmung erheblich. So kommt es, dass fast 40 Prozent der Wohneigentümer eine energetische Sanierung ihrer Immobilie ablehnten: 63 Prozent von ihnen halten die Sanierung für unnötig oder fürchten die hohen Investitionskosten (29 Prozent). Diesen Annahmen stehen die Erfahrungen derer entgegen, die bereits Energieeffizienzmaßnahmen vorgenommen haben: 95 Prozent sind mit den Auswirkungen der Modernisierung zufrieden und 87 Prozent geben zudem an, dass sich die Investition finanziell ausgezahlt hat oder sich künftig rechnen wird. Auch die Bewohner von Mietwohnungen auf einem aktuellen energetischen Sanierungsstand sind zufrieden: 80 Prozent schätzten die Modernisierungseffekte positiv ein. Einziger Wermutstropfen: Nur 31 Prozent der befragten Mieter lebten in Wohnungen, die im vergangenen Jahrzehnt energetisch saniert wurden.
Handlungsbedarf für die Politik
Die Sanierungszurückhaltung bei Wohneigentümern und Vermietern stellt die Bundesregierung vor eine große Herausforderung. Sie muss die Menschen zu mehr Eigeninitiative animieren, etwa durch bessere Informationsangebote, breitere Fördermöglichkeiten und attraktive Steueranreize. Nur wenn das gelingt, könnte die Umsetzung der eigenen Ziele im Nationalen Energieeffizienzplan noch realisiert werden: Dafür müsste sich die jährliche energetische Sanierungsquote auf 2,6 Prozent des Gebäudebestands verdoppeln. Bei insgesamt 17,3 Millionen Gebäuden wären also jedes Jahr rund 450.000 auf einen aktuellen energetischen Stand zu bringen, etwa durch Wärmedämmung, Fenstertausch und moderne Heiztechnik. Für künftige Sanierer wird dabei eine qualifizierte Energieberatung immer wichtiger, wie die Umfrage im Energiesparkompass 2009 ergab: 43 Prozent der Wohneigentümer, die in den nächsten fünf Jahren energetisch modernisieren werden, wollen sich vorher vom Fachmann beraten lassen. Von den bisherigen Sanierern nutzten nur 18 Prozent diese Gelegenheit. Daraus ergibt sich eine weitere Aufgabe für die Politik: Die Beratungsangebote müssen ausgebaut und deren Qualität sichergestellt werden, fordert Dr. Clemens von Trott zu Solz, Vorstand öffentlichkeitsarbeit im Fachverband WDV-Systeme. Nur so könne die Initiative der Menschen professionell begleitet und in die richtige Richtung geführt werden.Große Chancen für die WirtschaftEnergiesparen ist volkswirtschaftlich lohnend, da man mit wachstumssteigernden Investitionen Energiekosten einspart, sagt die Wirtschaftsökonomin Prof. Claudia Kemfert im Energiesparkompass. Sie fände es daher wünschenswert, wenn das teilweise nun völlig unnütz ausgegebene Geld – wie beispielsweise für die Abwrackprämie – mehr für das Energiesparen von Gebäuden ausgegeben würde. Denn Klimaschutz sei ein Wirtschaftsmotor – und die Zahlen in der Studie geben ihr recht: Allein in der Umsetzung von Wärmeschutzmaßnahmen bei Gebäuden stecken bis 2030 rund 200 Milliarden Euro Investitionspotenzial. Zugleich könnte das Klima jährlich um über 63 Megatonnen Kohlendioxidausstoß entlastet werden. Denn derzeit entfallen noch fast 40 Prozent des gesamten deutschen Endenergieverbrauchs auf Gebäude, drei Viertel davon werden für die Raumwärme verheizt. Auch deshalb stecken in Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung so große Sparmöglichkeiten. Nach den Berechnungen des renommierten Münchner Bauphysikers Prof. Gerd Hauser handelt es sich dabei um Potenziale, die um eine Zehnerpotenz höher sind als die der erneuerbaren Energien.Der Energiesparkompass 2009
Die Publikation vereint eine umfassende Datensammlung aus 15 Studien und Erhebungen renommierter Forschungseinrichtungen mit einer repräsentativen dimap-Umfrage unter deutschen Wohneigentümern und Mietern zum Thema Energieeffizienz. Die Zusammenführung dieser Daten ermöglicht einen bislang einmaligen überblick zur Situation der Energieeffizienz im Gebäudebereich und mündet in konkrete, realistische Handlungsoptionen für Wohneigentümer, Mieter, Vermieter und Politik. Ziel des Energiesparkompasses 2009 ist die verstärkte Wahrnehmung der Energieeffizienz-Thematik als entscheidende gesellschaftliche Herausforderung für die nächsten Jahre.
über den Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme Der Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme ist ein Zusammenschluss führender Hersteller von Wärmedämm-Verbundsystemen, auf die zusammen etwa 90 Prozent des bundesdeutschen Absatzes entfallen.
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