Das Klimaschutzpotenzial der globalen Ökosysteme mobilisieren
die ökologische Infrastruktur unseres Planeten zunehmend von den Auswirkungen steigender Treibhausgasemissionen bedroht.Dabei seien natürliche Ökosysteme einer der wichtigsten, noch nicht mobilisierten Verbündeten im Kampf gegen die größte Herausforderung für unsere Generation, heißt es in dem Bericht, der im Rahmen der Vorarbeiten für eine abschließende Studie im Jahr 2010 erstellt wurde.
Ankurbelung des Minderungs- und Anpassungsmotors der Natur
Der Sachstandsbericht weist ausdrücklich darauf hin, dass eine Finanzierungsvereinbarung für den Bereich Wälder für die Regierungen, die im Dezember an der entscheidenden Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen in Kopenhagen teilnehmen, hohe Priorität habe.Schätzungsweise fünf Milliarden Tonnen bzw. 15 Prozent des weltweiten Ausstoßes von Kohlendioxid dem wichtigsten Treibhausgas werden jährlich von den Wäldern absorbiert oder sequestriert, die somit einen zentralen Beitrag zur Abschwächung des Klimawandels leisten. Dies könnte auch als grüner Kohlenstoff bezeichnet werden.
Investitionen in Maßnahmen auf Ökosystemebene, z. B. zur Reduzierung der Emissionen aus der Entwaldung und Waldschädigung in Entwicklungsländern (Reduced Emissions from Deforestation and forest Degradation, REDD), könnten aber nicht nur zur Bewältigung des Klimawandels beitragen, sondern auch eine wirksame Armutsbekämpfungs- und Anpassungsmaßnahme sein.
Wälder stellen auch Leistungen wie etwa Trinkwasser, die Stabilisierung des Bodens, Nährstoffe für die Landwirtschaft, Möglichkeiten für Ökotourismus sowie Nahrung, Fasern und Brennstoffe bereit die allesamt eine wichtige Pufferfunktion erfüllen, um anfällige Bevölkerungsgruppen vor den Auswirkungen des bereits in Gang befindlichen Klimawandels zu schützen.
TEEB fordert die Regierungen nachdrücklich auf, diese weiter gehenden Vorteile in ein waldbezogenes Emissionshandelspaket einzubeziehen, um das positive Echo des Abkommens von Kopenhagen möglichst weit in die Zukunft zu tragen. Damit könnte der Weg für eine neue Grüne Wirtschaft im 21. Jahrhundert bereitet werden, in der Naturgüter bzw. naturbezogene Güter fester Bestandteil der allgemeinen Wirtschafts- und Politikplanung sind.
Laut Aussage des TEEB-Berichts können die Regierungen schon jetzt Schritte zur Einbeziehung der Ökosystemleistungen in ihre volkswirtschaftliche Gesamtrechnung unternehmen, um zu messen, was sie managen. Zur Unterstützung wird eine Aktualisierung des Handbuchs der Vereinten Nationen zur integrierten umweltökonomischen Gesamtrechnung aus dem Jahr 2003 und die Einbeziehung des Waldkohlenstoffs vorgeschlagen. Die genaue Höhe der erforderlichen Investitionen zur Erhaltung und Stärkung der Kohlenstoffspeicherungs- und Anpassungsleistungen der Ökosysteme in einer vom Klimawandel bedrohten Welt ist zwar noch nicht bekannt, doch die aktuellen Zwischenergebnisse von TEEB weisen darauf hin, dass die ökologische Infrastruktur der Erde ein vorzügliches Renditepotenzial bietet.
So könnten beispielsweise allein durch eine 45-Milliarden-US-Dollar-Investition in Schutzgebiete naturbezogene Leistungen im Wert von 5 Billionen US-Dollar pro Jahr gesichert werden.
Notstand der Korallenriffe: Ein Ökosystem am Rande einer klimabedingten Katastrophe
Der Bericht stellt auch einige der Konsequenzen heraus, mit denen wir rechnen müssen, wenn es den Regierungen nicht gelingt, den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen und in Kopenhagen ein ehrgeiziges Abkommen zu besiegeln. TEEB spricht von einem Korallenriff-Notstand, der aufgrund des aktuellen Anstiegs der Treibhausgaskonzentrationen bereits Realität geworden ist.
Wissenschaftler von TEEB weisen darauf hin, dass es bei atmosphärischen CO2-Konzentrationen von mehr als 350 ppm zu einer irreversiblen Schädigung der Korallenriffe kommen kann. Das hängt nicht nur mit steigenden Temperaturen zusammen, sondern auch mit der zunehmenden Versauerung der Meere. Die Konzentrationen liegen bereits jetzt über diesem Grenzwert und steigen weiter an. Ein Einpendeln der CO2-Konzentrationen auf einem Niveau von 450 ppm (etwa 16 Prozent über den aktuellen Werten) könnte innerhalb weniger Jahrzehnte zur vollständigen Vernichtung dieses wichtigen Ökosystems führen, das Ökosystemdienstleistungen in Milliardenhöhe pro Jahr liefert und gleichzeitig die Existenzgrundlage von einer halben Milliarde Menschen darstellt.
Pavan Sukhdev, Leiter der TEEB-Studie, der von der Deutschen Bank für diese Aufgabe abgestellt wurde, erklärte, dass uns durch den Verlust der weltweiten Korallenriffe einer der produktivsten Naturschätze der Erde verloren gehen würde, der für den Schutz der Küsten vor künftig zunehmenden Sturmfluten und anderen durch den Klimawandel bedingten extremen Wetterereignisse eine Schlüsselrolle spielt.
Sukhdev sagte: Die Ökosystemleistungen der Korallenriffe die vom Küstenschutz bis zu Fischzuchtanlagen reichen haben einen Wert von bis zu 170 Milliarden US-Dollar pro Jahr; die Existenz von rund einer halben Milliarde Menschen hängt von ihnen ab, und über ein Viertel aller in der Meeresumwelt vorkommenden Fischarten sind auf die Korallenriffe angewiesen. Sukhdev fügte hinzu: Die Klimaschutzziele vieler Regierungen könnten sich zwar für manche Ökosysteme und manche Bestandteile der biologischen Vielfalt als ausreichend erweisen, doch das Überleben der weltweiten Korallenriffe und ihrer natürlichen Schätze ist inzwischen ganz konkret in Frage gestellt.
Pavan Sukhdev, der auch die Federführung der Green Economy Initiative (GEI) des Umweltprogramms der Vereinten Nationen innehat, fuhr fort: Die wirtschaftlichen Folgen sind gravierend, und dasselbe gilt auch für die sozialen und die humanitären Folgen. Dies zeigt in aller Deutlichkeit, dass eine einfache Kosten-Nutzen-Analyse allein nicht ausreicht, um die ethischen Dimensionen internationaler klimapolitischer Entscheidungen jetzt und in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu erfassen insbesondere im Hinblick auf ein Ökosystem, das sich an einem klimatischen Wendepunkt befindet. Quelle: BMU
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